Special Szene Hamburg Essen + Trinken Nr. 24 2010/2011
Er gilt zwar als Grieche an der Alster, bedient sich aber gerne bei anderen mediterranen Geschmacksrichtungen, wenngleich nach griechischer Art, wie er von sich sagt. Daran erinnert neben dezenten griechischen Devotionalien auch ein Bild von Udo Lindenberg. Es zeigt, so scheint es, die Götter, wie sie auf dem Gipfel des Olymp schwelgen, während Lindenberg selbst vom Fuß des Berges zu ihnen aufsieht und ruft: "Hold on I'm comin'".
Zwar gibt es keinen Zeus-Teller, aber die Speisekarte gibt ihr Bestes, damit auch die olympischen Götter das Kouros zum Restaurant ihrer Wahl machen würden. Schon der Einstieg ist vielversprechend mit einem Schälchen Olivenöl, dazu Salz, Oregano und frisches Brot. Als Vorspeise gratinierter Ziegenkäse und von der Tageskarte die Zicklein-Schulter, die mehr als einen schlichten "Mmm lecker"-Seufzer verdient. Für Vegetarier stellt die K&uumL;che einen Gemüseteller zusammen oder besser: ein Gemüsetellerchen, das nicht so richtig begeistern will. Damit ist nicht gemeint, er sei etwa schlecht. Im Gegenteil, er ist gut. Aber angesichts der überaus vielfältigen, vegetarischen Küche Griechenlands ist er entschieden ausbaufähig.
Das Kouros ist nicht der übliche Grieche um die Ecke. Es ist eher schick, eher mit Stil, aber nicht so, dass man an den Tischen zu flüstern beginnt. Es ist gemütlich, das Essen ist gut, und wenn es so günstig wäre, wie man es sich erhofft, wäre man schon lange Stammgast.
Nik Antoniadis
Prinz Top Guide Hamburg 2011
Vergilbte Akropolis-Tapeten haben bei Hamburgs Griechen ausgedient. Stattdessen locken Mezedes und Nea Kouzina ins moderne Hellas, wo Innovation Altbekanntem den Rang abläuft. Es war knapp, aber es hat für das Triple gereicht: Zum dritten Mal hintereinander bekommt das "Kouros" an der Alster die Top-Guide-Krone für das beste griechische Restaurant der Stadt verliehen. Warum? Weil die Kombination aus Qualität und Service nirgendwo besser ist als bei Spyros Kyvranoglou und seinem Team. Wir werden begrüßt wie alte Freunde und umsorgt wie eine Frau, die erobert werden möchte.
Bereits die Vorspeise gewinnt unser Herz: knusprige und zarte Calamaretti, wie sie sonst köstlich nirgendwo in Hamburg zubereitet werden, als hier im schlichten und schmucken Altbauambiente in der Nähe des "Atlantic"–Hotels. Dessen berühmtester Bewohner Udo Lindenberg ist Stammgast im "Kouros" und bringt mit einem Kunstwerk aus seiner Feder Edles an die Wand. Edles auf dem Teller lässt bei der griechischen Hauptspeise die Sonne aufgehen. Hier zahlt sich aus, das hauptsächlich Biofleisch aus Schleswig-Holstein verwendet wird, denn das Milchlamm ist butterweich, das Rind zwar etwas teurer als anderswo, schlägt aber in puncto Zartheit alle Mitbewerber dieser Rubrik um Längen. Auch optisch machen altbekannte Dauerbrenner mit Gyros-Zusammenstellung einiges her. Die Anrichtung ist liebevoll und individuell, das Fleisch ein Traum, und netter als im "Kouros" kann man nicht umsorgt werden. Perfekt.
Marco Fuchs
SZENE Hamburg - Essen und trinken Nr. 23 2010/2011
Das Kouros liegt in nobler Lage an der Alster, Ecke Schmilinskystraße. Entsprechend wenig derb und ouzogetränkt ist dieser Grieche. Ein elegantes schlichtes Altbauinterieur unterstreicht den Anspruch gehobener Küche ohne die übliche Folklore. Zwar klingelt aus den Lautsprechern leise der Sirtaki, gelegentlich allerdings unterbrochen von Udo Lindenberg, der nur einen Steinwurf entfernt im Hotel Atlantic residiert und dessen "Likörello" aus unserer Warte den einzigen Wandschmuck bildet.
Die ganze Wahrheit findet sich schon in der Vorspeise, den von Eingeweihten schon im Vorwege gepriesenen, gegrillten Calamaretti. Diese hielten was geraunt ward: klein, köstlich, knusprig und zart. Ebenso empfehlenswert die gemischte Vorspeisenplatte mit Klassikern wie Giganten (weiße Riesenbohnen) oder gefüllten Weinblättern. Dazu ein Cisterzienser Riesling 2008 des Weinguts Michel, mit feiner Säure und herrlicher Frucht. Hierzu passt Fisch: Es schifft sich ein der Udonisos-Teller, eine Barke aus Garnele, Heilbutt und Lachs, der nicht mithalten kann mit dem butterzarten Butt.
Aber das Milchlammfilet! Ein Gedicht und auch ein Bild! Der obligatorische Krautsalat versteckt sich unter dem Rucola und erfreut mit bestem Dressing. Die Nachspeisevariationen haben wir neidisch beim Nachbarn betrachtet, es passte nur noch ein Schnaps - der Gute, für die Freunde. Ein Fest für Auge und Gaumen und kein griechisches Koma. Dank geht auch an den ausnehmend freundlichen Service.
SZENE Hamburg - Essen und trinken (2008/2009)
Direkt gegenüber der Alster in St. Georg liegt das Kouros, ein Garant für gehobene mediterrane Küche nach griechischer Art mit wechselnden Tagesangeboten. Es ist klein, eng, voll und warm. Aber kaum hat man sich an seinen – natürlich reservierten – Tisch gefaltet, blickt man geradzu mitleidsvoll, doch erhaben auf Trauben von wartenden "Ist noch was frei?"-Gästen im Eingangsbereich.
Während wir beobachten, wie mit Geschick und großer Freundlichkeit Gäste gesetzt und mit Umarmungen verabschiedet werden, staunen wir bereits über unseren herrlichen offenen Retsina, der uns aus dem Griechenlandurlaub viel harziger in Erinnerung ist. Und schon stehen ebenso grandiose Baby-Calamares und gegrillter Feta vor uns. Stilvoll angerichtet, genau wie die Hauptgänge: Dorade vom Grill mit Rosmarinkartoffeln – ein Stück Urlaub, wenn über der Alster die Sonne rot untergeht – sowie einer der zartesten Lammrücken, die ich je gegessen habe, mit einer Kruste aus Rucolapesto auf Gemüse in einer feinen Balsamico-Rosmarin-Soße.
Es kann keine Steigerung geben, denken wir, doch wir werden vom Dessert eines Besseren belehrt: ein Orangentiramisu und ein Amarettoparfait auf Waldbeerensoße erreichen den Tisch. Unsere Augen leuchten, das Paar am Nebentisch säuselt Ahs und Ohs und die Griechen sind glücklich, weil wir glücklich sind.
PRINZ TOP GUIDE - Hamburg 2007
Ein Grieche an der Alster? Das muss doch ein verdammt teures Vergnügen sein. Irrtum! "Kouros" erfreut sich zwar bester Lage, doch für die exklusive Adresse wird man nur geringfügig zur Kasse gebeten.
Preislich unterscheidet sich Hamburgs bester Grieche kaum von der Konkurrenz. Dafür aber in nicht ganz unwichtigen Dingen wie Kochkunst und Service. Beides ist hier außergewöhnlich. Der sympathische Wirt Spiros Kyvranoglou bietet in seinem kitschfreien Restaurant immer wieder neue moderne Variationen der Mittelmeerküüche an. Putenbrustfilet mit Serrano-Schinken, argentinischer Jungbulle oder Lammfilet in Thymiansoße – bei seinen Experimenten mit allerbesten Zutaten gibt es nur Volltreffer.